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Das Innere Kind - was ist das?
In jedem von uns lebt ein inneres Kind. Es ist die Summe all unserer Erinnerungen, Erfahrungen, Empfindungen, Verletzungen, Verdrängungen, nicht gelebten Gefühle, die wir als Kind erfahren haben. Aber auch alle unsere Freude, unsere Natürlichkeit, unsere Spontaneität, unsere Liebe, unser Mitgefühl. Wir unterscheiden zwischen dem geliebten inneren Kind, d.h. wenn sich das Kind in uns angenommen, geliebt, integriert und verstanden fühlt und dem ungeliebten Kind, dass sich abgelehnt, unverstanden, verlassen, nicht geliebt und allein gelassen fühlt. Nicht nur von den Eltern und Bezugspersonen, wie wir sie in der Kindheit erfahren haben, sondern auch ganz konkret, von unserem inneren Erwachsenen, also von uns selbst.
Nach Erika J. Chopich und Margaret Paul erlebt das innere Kind das ganze Spektrum intensiver Gefühle wie Freude, Schmerz, Glück und Traurigkeit, in der Sphäre von Sein, Fühlen und Erleben. Im Gegensatz dazu, steht der Erwachsene, der über das Machen, Denken und Handeln gebietet – und zugleich aber ebenfalls, über eine ganze Skala von Gefühlen verfügt. „Tun" bezieht sich auf die Äußere Welt, währen „Sein" sich auf die innere Welt bezieht.
Das Kind ist unsere instinktive Seite, es steht für unsere Intuition und für die Gefühle die aus dem Bauch kommen. Meistens sind wir uns dieses Kindes in uns jedoch nichtbewusst, weil wir ihm keine Aufmerksamkeit geben – es nicht bemerken – nicht um es wissen.
Öffnen Sie sich für das Kind in Ihnen. Lernen Sie Ihr inneres Kind kennen, spüren Sie seine Bedürfnisse, hören Sie die kleine leise Stimme, das was es jetzt gerade in diesem und in jedem Moment braucht. Es kommuniziert über so viele Wege mit Ihnen und sehnt sich sehr nach Ihrer Aufmerksamkeit, Annahme und Liebe. Ein guter Kontakt mit dem kleinen wundervollen Wesen in ihnen ist so wichtig und ein Ausdruck von Selbstliebe - es lohnt sich. Werden Sie zusammen mit dem Erwachsenen der Sie sind ein gutes Team.
DIE VERSCHIEDENEN ERSCHEINUNGSFORMEN DES INNEREN KINDES
• Das göttliche Kind
Bevor wir unsere Reise hier in diese Welt antreten, sind wir ein Tropfen im Ozean der gesamten Existenz. Wir erfahren uns nicht getrennt von dem Ozean – unsere Erfahrung ist: Wir sind der Ozean. Wir kommen hier auf diese Erde, in einem reinen, natürlichen, göttlichen, unschuldigen Zustand. Wir können noch nicht denken, wir erfahren uns als Eins mit Allem. Wir sind noch nicht mit unserem Verstand und unserem Ego identifiziert, haben noch keine Persönlichkeit, kein Selbstbild entwickelt.
Im Zustand des göttlichen Kindes, sind wir noch nicht geprägt von Erwartungshaltungen Anderer an uns. Wir wissen noch nichts, von der Welt da draußen, nichts über unsere gesellschaftlichen, politischen, sozialen und religiösen Prägungen. Wir sind frei von einem Polaritätsempfinden von z.b. oben und unten, gut und böse, schwarz oder weiss, unterscheiden noch nicht zwischen Zukunft und Vergangenheit.
Alles ist gut, wie es ist. Wir sind rein wie ein Spiegel, der beständig die gesamte Existenz reflektiert. Wir erfahren uns als Gott/Göttin selbst. Wir sind in einem anderen Bewusstseinszustand als der Erwachsenen der wir werden.
Es ist der reinste, absolute Zustand des wahren SEINS. WIR SIND - und unsere Erfahrung ist das ICH BIN. Wir leben im JETZT. Wir sind verbunden, mit der göttlichen Quelle, der Existenz, aus der wir gespeist werden, an die wir angebunden sind. Wir erfahren uns in einem Zustand, absoluter, bedingungsloser Liebe. Dies ist unser wahres Wesen und noch immer in uns angelegt. Es ist ein Zustand den man vielleicht auch Erleuchtung bezeichnen könnte, von dem viele Mystiker sprechen. Im Laufe unserer Entwicklung und je nachdem wie wir geprägt werden, vergessen wir diesen glückseligen Zustand jedoch wieder und suchen unser ganzes Leben, meist unbewusst, nach diesem Empfinden des Eins-sein. Der Same, ein Funke ist immer noch in uns präsent, lebendig, will wachsen. Wir brauchen uns nur erinnern und wieder werden wie die Kinder.
• Das ungeliebte innere Kind (nach John Bradshaw)
Das Kind in uns fühlt sich ungeliebt, wenn wir es kritisieren, es ablehnen und wenn wir die Verantwortung für die Gefühle und Steuerungen des Kindes nicht übernehmen können. Wir spalten es von uns ab und nehmen die Bedürfnisse des Kindes nicht wahr–wir sind nicht im Kontakt und schützen uns davor, die Gefühle des Kindes wahrzunehmen. Diese Trennung geschieht durch die verschiedensten Formen der Selbstanklage und Vernachlässigung. Das Kind fühlt sich dann ungeliebt, verlassen und sehr alleine und schließt daraus, dass es schlecht, falsch, nicht richtig, ungewollt, unwichtig und unzulänglich ist. Diese Trennungen rufen im Kind ganz intensive Gefühle wie Scham, Furcht und Schuld hervor. Es fühlt sich in der Welt und in sich selbst allein. Auf diese Weise lernt es, sich vor Kontrolle, Zurückweisung, Verlassen werden zu fürchten, zuerst von den Bezugspersonen und dann von dem inneren Erwachsenen. Es projiziert dann diese Ängste auf andere und glaubt ganz allgemein die Anderen lehnen es ab, kritisieren es, verlassen es oder versuchen es zu kontrollieren, ganz egal ob das nun wirklich der Fall ist oder nicht. Das Gefühl des Alleingelassenwerdens, ist eine der tiefsten Qualen die wir erfahren und so versuchen wir uns davor zu schützen. Wenn unsere Eltern uns als Kind ablehnen, tadeln, verlassen, misshandeln oder missbrauchen, dann ist der Schmerz darüber so unerträglich, dass wir den Kontakt zum inneren Kind abschneidet, um diese Gefühle nicht zu erleben. Das ist der Beginn, Überlebensstrategien zu entwickeln, um uns vor diesen intensiven, unerträglichen Gefühlen zu schützen – um sie nicht spüren zu müssen. Die Wut, die das Kind auf den inneren Erwachsenen spürt, weil er es verlassen hat, wird ganzallmählich auf andere übertragen, weil es keine Möglichkeit hat diese Wut dem inneren Erwachsenen gegenüber auszudrücken. Die Wut und die Vorwürfe, mit denen wir als Erwachsenen andere konfrontieren, und andere uns konfrontieren, sind nicht nur Projektionen der elterlichen Ablehnung, sondern auch eine Projektion unseres inneren Verlassenseins. Das innere Kind hat Angst davor, unrecht zu haben, weil es glaubt, dass die Reaktion darauf Ablehnung ist. Deshalb kämpft es darum immer das Richtige zu tun. Es wird süchtig nach Vorschriften und Regeln, um sich vor Ablehnung zu schützen. Es will perfekt sein. Perfektionismus und Angst vor dem Irrtum, sind Symptome der inneren Trennung zwischen Erwachsenen und Kind. Das Kind entwickelt ein Suchtverhalten wenn der innere Erwachsenen ihm nicht hilft, mit der inneren Leere und der Einsamkeit und des äußeren Verlassenwerdens umzugehen. Es versucht somit diese innere Leere wieder zu füllen. Es wird von verschieden Dingen und Verhaltensweisen abhängig um die Verletzungen und das Verlassenwerden, die Demütigungen und die Schmerzen die ihm zugeführt wurden zu überleben. Das kann z.b. Abhängigkeit von Alkohol, Nikotin, Drogen, Essen, Zucker, Fernsehen, Arbeit, Schlaf, Sport, Geld, Glücksspiel, Meditation, Religion, Sorgen, Depression, Grübelei, Sex, Aufmerksamkeit, Liebe, Bestätigung usw. sein. Dies alles sind Fluchtmöglichkeiten aus dem Schmerz des inneren und äußeren Alleinseins. Wenn es die Aufmerksamkeit von dem inneren Erwachsenen nicht bekommt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich die Liebe und Bestätigung bei anderen zu suchen. Es wird von Bestätigung durch andere Abhängig, um sich selbst als liebenswert und für in Ordnung zu halten. Wir brauchen dann andere um uns wohl und sicher zu fühlen. Dieses Bedürfnis nach Bestätigung von außen, verursacht große Angst vor Ablehnung und Kontrolle durch jene, deren Bestätigung das Kind sich wünscht. Es erkennt dabei nicht, dass der äußere Kontakt zu anderen nicht möglich ist, ohne die Verbindung zu sich selbst.
• Das geliebte Kind (nach John Bradshaw)
Das innere Kind, dass sich geliebt fühlt, ist das ursprüngliche innere Kinde. Es ist die Quelle unserer Lebendigkeit, unserer Begeisterungsfähigkeit und unserer Beziehungsfähigkeit und unseres Potentials, uns zu wundern und ins Staunen zugeraten. Es ist etwas so kostbares und schönes, dass auch ein nur sehr flüchtiger Kontakt mit ihm uns die Tür zu reiner Lebensfreude öffnet. Das geliebte Kind ist stark, dynamisch und voller Leidenschaft, verspielt und neugierig, immer offen für neue Erfahrungen und Ideen. Aus dem natürlichen Kind fließen unsere Kreativität, unsere Inspiration, und unsere Fähigkeit, anderen Menschen zu vertrauen. Wenn das innere Kind von seinen Bezugspersonen geliebt wurde oder wenn der innere Erwachsene es geschafft hat, es längere Zeit liebevoll zu betreuen, ist es weich, sensibel, flexibel und sehr liebevoll. Im geliebten inneren Kind liegt unser Wissen von der grundsätzlichen Gleichheit aller Menschen und der inneren Verbindung aller Lebewesen. Es ist im ganzheitlichen Sinne weise und wissend, das heißt, es vermag aus einer Gesamtheit vieler und gleichzeitiger Erfahrungen und Eindrücke Schlüsse zu ziehen und hält sich nicht an das schrittweise, logische und lineare Denken, das der innere Erwachsenen praktiziert. Es ist der Träger unserer Fähigkeit zur tiefen emotionalen und spirituellen Verbindung zu uns selbst und zu anderen. Es kann uns sagen, was wir spüren und wünschen, weil es ein deutliches Gefühl dafür hat, was ihm gut tut uns was ihm schadet. Es weiß was das Beste für uns ist, was angenehme und was unangenehme Gefühle in uns hervorruft. Es informiert uns darüber was uns glücklich und was uns unglücklich macht. Menschen die nicht mit ihrem inneren Kind in Kontakt sind, haben zu vielen ihrer Gefühle und damit zur Quelle des Wissens keinen Zugang.
Unsere Gesellschaft schätzt die Logik außerordentlich hoch ein, während sie die Weisheit, die aus den Gefühlen kommt, abwertet. Dadurch wurde ein erschreckendes Ungleichgewicht geschaffen: Die Macht der Logik ohne die Macht der Weisheit. Weisheit ist die Summe aller unserer Erfahrungen, die als Gefühle gespeichert sind. Wenn wir nicht fühlen können, was wahr ist, dann heißt das, dass wir die Weisheit nicht nutzenkönnen. Viele Menschen, die ihre Gefühle und die Weisheit des Kindes verleugnen, haben versucht, sich eher durch das Handeln als durch das Handeln und Sein eine Identität zu schaffen. Unsere Identität hängt nicht bloß alleine damit zusammen was man tut –sondern auch mit unserem bloßen Da-Sein. Was ist mit unserer Weichheit, Zärtlichkeit, Intuition, unserem Einfühlungsvermögen, unserer Wahrnehmungsfähigkeit und unseren Gefühlen? Was ist mit unserer Neugier, Spontaneität und Verspieltheit? Wir werden unsere Kraft und Weisheit solange nicht voll ausschöpfen können, bis wir erkennen dass jene Eigenschaften genauso wichtig sind wie unsere äußeren Leistungen. Das geliebt Kind hat Mitgefühl – es kann die Gefühle anderer nachempfinden. Es ist dieser Aspekt unserer Persönlichkeit der andere retten will und von ihrem Schmerzerlösen möchte. Dem geliebten inneren Kind tut es weh, wenn es andere leiden sieht, und es möchte etwas tun um ihren Schmerz zu lindern. Der liebevolle Erwachsene muß dem Kind helfen zu erkennen, wann das Bedürfnis zu helfen ein Akt der Liebe ist und wann es Bevormundung wird.
Das geliebte Kind ist verspielt und phantasievoll. Menschen, die in Kontakt mit diesem lustvollen und lebendigen Aspekt ihrer Persönlichkeit sind, strahlen Begeisterung und Lebensfreude aus. Sie reagieren auf das Leben mit Spontaneität und Lebendigkeit. Sie sind im positiven Sinne spontan; sie sind weder impulsiv und unkontrolliert noch zurückgezogen und gehemmt.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen „kindlich" (lebhaft und spontan) und „kindisch" (impulsiv und unkontrolliert). Dieser Unterschied wird oft ignoriert, und der spontane Mensch, die verspielte und phantasievolle Persönlichkeit, die noch fähig ist sich zu wundern, wird für unreif oder naiv gehalten; man hält ihr vor, sie müsse doch endlich erwachsen werden. Deswegen lassen viele Menschen ihr inneres Kind im Stich oderversuchen wenigstens es zu verstecken. Diese Menschen die von ihrem inneren Kind abgeschnitten sind, tun sich schwer damit zu spielen und Vergnügen zu haben. Spielen und sich vergnügen bedeutet für die meisten von ihnen, bestimmten typischen Erwachsenenaktivitäten wie z.b. an einer offiziellen Party teilzunehmen oder einen Film anzuschauen, einen sportlichen Wettkampf zu beobachten, sich zu betrinken, ein Restaurant zu besuchen - nachzugehen.
Unsere Fähigkeit, uns zu freuen und Spaß zu haben, hängt von der Tiefe der Verbindung zu unserem inneren Kind ab. Echtes Spielen ist etwas ganz anderes als nur einer der Erwachsenenaktivitäten – es ereignet sich eher spontan als geplant. Echtem Spielen liegt eine spielerische Einstellung zugrunde, die sich überall verwirklichen kann. Unsere Freude am Spiel können wir im Zoo oder auf einer Schaukel ausleben, oder beim Schlange stehen auf dem Markt oder beim Kochen – wir spüren sie wenn wir in Kontakt mit unserer Lebensfreude sind. Diese Freude ist ein fließendes, berauschendes Gefühl, das unsere Fähigkeit zu lachen aktiviert. Wenn wir frisch verliebt sind erlauben wir uns diese Lebensfreude oftmals nur. Irgendwie können wir es Verliebten zugestehen zu springen, zu tanzen, zu singen, sich zu kitzeln und wie Kinder zu spielen, während wir dasselbe Verhalten bei denen, die nicht verliebt sind, als unangemessen ansehen. Viel zu schnellbeschließen frisch Verliebte jedoch, dass es nun an der Zeit sei sich verantwortungsbewusst zu verhalten (in dieser Überzeugung hieße es das innere Kind zu ignorieren). Sie spalten dann das innere Kind ab und schlagen sich ganz auf die Seite des Erwachsenen oder auf die Seite des verlassenen Kindes. Oder die Angst vor Zurückweisung und Kontrolle gewinnt die Oberhand, und unsere Schutzmechanismen treten in Kraft. Manchmal entscheiden wir uns auch uns von dem Partner zu trennen und suchen uns einen neuen Spielkameraden, und der Kreislauf beginnt aufs Neue. Eine solche Entwicklung ist im Allgemeinen nicht nötig, wenn wir für unsere eigenen Gefühle die Verantwortung übernehmen und uns darauf einlassen, mit unserem inneren Kind zu lernen.
Unsere Sinnlichkeit - das tiefe Erleben von Berührung, Geschmack, Geruch und Gehör –gehört zum inneren Kind. Kinder sind sinnliche Wesen. Sie nehmen das Leben mit ihrem Körper, mit ihren Sinnen wahr. Sie lassen sich auf jede Erfahrung ganz vorurteilsfrei und unschuldig ein, da sie ganz und gar im Augenblick leben. Sie gehen frei und mitschwingenden Armen, sie singen, wenn ihnen danach ist. Sie berühren fast alles, was sie sehen. Das Wichtigste jedoch ist, dass sie es lieben, zu umarmen und umarmt zu werden! Genau so werden wir selbst, wenn wir die Verbindung zu unserem inneren Kind aufnehmen.
Die meisten von uns sagen zu sich selbst: Es gibt eine Zeit zum Spielen und eine Zeit zum Arbeiten. Wenn es Zeit zum Spielen ist werde ich mit meinem inneren Kind Kontaktaufnehmen. Aber stellen wir uns doch einmal vor wie heiter unser Leben dahin fliesen würde, wenn wir die meiste Zeit und sogar die Arbeitszeit, an einem verspielten, kreativen, lustvollen Ort verbringen würden.
Als Kinder wissen wir, dass der Hauptgrund, warum wir auf diesem Planeten sind darin liegt, uns die Freude, das Glück und die Liebe zum Leben, mit denen wir hierhergekommen sind, zu eigen zu machen und alle diese Gefühle voll auszuleben, solange wir auf dieser Erde sind. Wir besitzen diesen Schatz und er ist ein wesentlicher Teil unserer selbst und es ist wichtig ihn nicht zu verlieren.
Dieses Bewusstsein kann eine echte Veränderung in unser Leben bringen. Wir können uns so als ganze Persönlichkeit, immer noch ein Kind im Körper eines Erwachsenen, aber mit der Stärke, alles in unserem Leben zu erschaffen, was wir wollen, und die Kraft in uns zu fühlen, alles zu sein, was in uns steckt. Wir spüren und erleben, wenn wir in wirklicher Verbindung mit dem Kind sind, echte innere Stärke und Selbstbestimmung und werden nicht so leicht von anderen kontrolliert.